Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 167

1880 - Stuttgart : Heitz
Stockholmer Blutbad. Gustav Erichsons Abenteuer. 167 Erzbischof gebracht hatte, vor, er könne ihnen ja als König sein Wort halten, aber als Vollzieher des päpstlichen-Bannes — denn der Papst hatte die Schweden in den Bann gethan — müsse er sie bestrafen. Das fand Christian recht schön und schritt schnell zur Ausführung. Vier Tage nach der Krönung, noch während der damit verbundenen Gastereien, setzte er plötzlich ein Gericht nieder, vor welchem die edle Christina, die Reichsräthe und der Magistrat von Stockholm verklagt wurden, und die Richter sprachen das Urtheil, daß alle das Leben verwirkt hätten. Gleich stürzten Soldaten in den Gerichtssaal und bemächtigten sich der Vertheilten, die so lange auf dem Schlosse warten mußten, bis die Anstalten zur Hinrichtung vollendet waren. In größter Eile wurden auf allen Plätzen der Stadt Galgen errichtet. Nach zwei Tagen wurde ausgerufen, daß alles Volk sich in den Häusern verhalten sollte, und Kanonen wurden aufgefahren. Dann öffneten sich die Thore des Palastes, und die Verurtheilten, denen man nicht einmal mehr das heilige Abendmahl bewilligt hatte, wurden hinausgeführt in den Prachtgewändern, in welchen sie zwei Tage vorher aufs Schloß zum Feste gekommen waren. Die.größten Reichsbeamten, die Reichsräthe, zwei Bischöse, die vornehmsten Edelleute und der ganze Magistrat von Stockholm gingen, von Henkern geführt. Paar und Paar zum Richtplatze (8. Nov. 1520). Es waren 94 Personen, die ausgezeichnetsten des Königreichs. Christian selbst sah aus einem Fenster des Rathhauses der Blutscene zu. Die Verurtheilten zeigten eine ruhige Fassung; das Volk dagegen, welches ungeachtet des Verbots die Straßen füllte, wehklagte laut, und viele wurden dafür von den dänischen Soldaten niedergehauen. Unter den Verurtheilten war auch Erichsons Vater. Das Blut floß im eigentlichen Verstände in Bächen vom Markte nach den anstoßenden Gassen, so daß diese Ermordung mit Recht das Stockholmer Blutbad genannt wurde. Christina, Sture's Wittwe, sollte wählen, ob sie verbrannt, ertränkt oder lebendig begraben werden wollte. Mit Mühe erhielt sie es, daß sie lebenslang in Ketten geschmiedet wurde. Viele geringere Bürger und die Bedienten der hingerichteten Edelleute wurden gehängt und ein Ritter gar gekreuzigt. Zwei Tage lang lagen die Leichen auf dem Platze und Christian selbst ging umher, sich an dem scheußlichen Anblicke zu weiden. Auch zwei kleine Knaben, deren Vater der König nicht leiden konnte, mußten sterben. Der eine war neun, der andere erst sechs Jahre alt, und zwar ließ er sie,

2. Theil 3 - S. 115

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuarts Gefangenschaft und Verurtheilung. 115 Thronhimmel und dergleichen aus ihrem Zimmer wegzuräumen. Sie lächelte bitter bei dieser Demüthigung. „Was auch eure Monarchin immer thun mag," sagte sie mit Ruhe, „so bin ich bis an meinen letzten Hauch doch Königin. Mein Charakter ist unauslöschlich und ich werde ihn mit meiner Seele Gott wiedergeben, von dem ich ihn empfangen habe und der meine Unschuld kennt." Es fehlte nun der Vollziehung des Todesurtheils weiter nichts, als die Unterschrift der Elisabeth. Da sie damit zögerte, so legte das Parlament ihr die Bitte vor, der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen. Die Antwort Elisabeths lautete, sie habe nie das Verderben Maria's gesucht, ja ihr. früher das Anerbieten gemacht, die öffentliche Untersuchung aufzuheben, wenn sie ihr insgeheim ihre Schuld bekennen wolle. „Wüßte ich," so fuhr sie fort, „daß dies Reich durch meinen Tod glücklicher werden würde, so wäre ich gern bereit, mein Leben hinzugeben, um euch einen bessern Herrscher zu verschaffen. Das Gericht habe ich nur eingesetzt, um Maria zu warnen, und in dieser Absicht die ersten Männer des Reichs dazu berufen. Jetzt muß ich Gott bitten, daß er meinen Verstand erleuchte, damit ich das beschließe, was zum Besten des Staats und der Kirche gereicht." Wenn wir Elisabeths Lage bedenken, so haben wir keine Ursache an der Wahrheit ihrer Worte zu zweifeln, denn wenn auch Marien's Tod sie von einer großen Sorge befreien mußte, so konnte ihr doch nicht entgehen, daß eine Hinrichtung derselben ihr nicht nur in ganz Europa einen schlimmen Leumund machen mußte, sondern ihr auch sehr viele Verdrießlichkeiten und selbst Gefahren zuziehen konnte. Zwölf Tage nach jener Antwort ließ sie dem Parlamente sagen, es möge auf andere Mittel zu Beruhigung des Reiches sinnen; denn das vorgeschlagene stimme zu wenig mit ihrer Neigung überein. Allein einstimmig antwortete das Parlament: man wisse kein anderes Mittel aufzufinden, denn so lange Maria lebe, sei weder für Elisabeth noch für England Ruhe zu erwarten. Maria brachte indessen, in der Erwartung der Vollziehung des über sie gefällten Urtheils, ihre noch übrige Zeit theils mit Nachdenken über sich selbst und mit Vorbereitung auf ihren nahen Tod, theils mit Schreiben an ihre auswärtigen Freunde und Verwandte zu.*) *) Vorzüglich rührend sind zwei ihrer letzten Briefe an ihren Better, den Herzog Heinrich von Guise. Der erstere war im Oktober 1586, also um die Zeit geschrieben, als das Gericht das Todesurtheil über sie aussprach.

3. Theil 4 - S. 117

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleons Verbannung. Zweiter Pariser Frieden. 117 um ihn für Europa unschädlich zu machen, nach der einsamen Insel St. Helena im großen Weltmeere gebracht und dort als Staatsgefangener streng bewacht wurde. Am 18. October, zwei Jahre nach der Schlacht bei Leipzig, kam er dort an. Nur wenige treue Anhänger, besonders die Generale Bertrand und Montholon und Las Casas theilten seine Gefangenschaft, welche durch die Strenge des englischen Commandanten Hudson Lowe erschwert wurde. Nach sechs peinlichen Jahren, in welchen er seine Memoiren und manche interessante Schrift dictirte, starb er am 5. Mai 1821. In der Nähe einer von zwei Weiden beschatteten Quelle in einem kleinen Thale, wohin er fast täglich gegangen war, hatte er sich seine Grabstätte selbst gewählt. Dort wurde er bestattet. Wie die Vorsehung ihn hoch erhoben hatte, weil er mit seinen gewaltigen Gaben ein wichtiges Werkzeug in ihren Händen, gleichsam eine Zuchtruthe für die Völker war, so wurde er auch wieder tief ge-demüthigt, weil er in gottlosem Uebermuth die Quelle seiner Größe nur in sich selbst gesucht, und kein höheres Gesetz anerkannt hatte, als seine sündliche Willkür. Ein warnendes Beispiel für alle Zeiten. Die Verbündeten marschirten eilig auf Paris und ließen sich durch die Nachricht von Napoleons Abdankung nicht aufhalten. Eben so wenig wurden sie durch den ohnmächtigen Widerstand Davousts, Grouchy's und Vandamme's gehindert, sondern am 7. Juli rückten sie in Paris ein. Die leichtsinnige Hauptstadt wurde jetzt strenger behandelt als bei der ersten Besetzung. Im zweiten Pariser Frieden (20. November 1815) wurde Frankreich auf die Grenzen von 1790 zurückgeführt, das ganze Land blieb eine Reihe von Jahren mit fremden Truppen belastet, indem in 17 Festungen 150,000 Mann unterhalten werden mußten. Außerdem wurde dem Volk die Zahlung von 700 Millionen Francs Kriegsentschädigung auferlegt und die Herausgabe aller eroberten Kunstschätze gefordert. Vergeblich wünschte Preußen, daß jetzt endlich auch die alten deutschen Provinzen Lothringen und Elsaß den Franzosen entrissen würden; diese Forderung scheiterte an dem Widerspruch Englands und Rußlands. Unter dem Schutz der verbündeten Mächte war auch Ludwig Xviii. von Gent nach Paris zurückgekehrt, und begann den Neubeginn seiner Herrschaft mit einer Reihe strenger Maßregeln gegen die Anhänger der gestürzten Herrschaft. Zum Theil wurden sie ihrer Aemter entsetzt, zum Theil verbannt, einige sogar zum

4. Theil 4 - S. 69

1880 - Stuttgart : Heitz
Bonaparte's Herrschaft. 69 Lebenszeit anzutragen. Aber über eine solche Hauptveränderung mußte erst das Volk befragt werden, und dabei wurde mit rechter Arglist verfahren. In allen Gemeinden wurden Listen eröffnet, worein jeder seine Stimme schreiben konnte. Wer gar nicht stimmte, dessen Stimme wurde für bejahend angenommen. Seine Freunde sorgten nun dafür, daß recht viel bejahende Stimmen zusammenkamen. Manche schrieben ihre Stimmen in mehrere Listen nieder, und die, welche unzufrieden mit der Neuerung waren, stimmten lieber gar nicht, um sich nicht erst Unannehmlichkeiten zu machen. Die Folge davon war, daß fast alle eingegangene Stimmen bejahend ausfielen. Als der Senat nun Bonaparte feierlich den Beschluß mittheilte, that dieser, als wenn es ihm ein rechtes Opfer kostete, die neue Ehre anzunehmen. „Das Leben eines Bürgers," sagte er, „gehört dem Vaterlande; das Volk will, daß das meinige ihm ganz und gar geweiht sein solle; ich gehorche seinem Willen." Uebrigens ist nicht zu leugnen, daß er viele recht gute Einrichtungen machte und besonders wieder eine streng geordnete innere Verwaltung einführte. Den Ausgewanderten ertheilte er eine Amnestie (Vergessenheit des Vergangenen), errichtete den Orden der Ehrenlegion, den alle erhalten sollten, die sich um das Vaterland verdient machten, setzte Summen zur Verbesserung der Landstraßen und zur Anlegung von Kanälen aus u. s. w. 119. Neue Schritte Bouajiarte's zur unumschränkten Herrschaft. Wie eigenmächtig Bonaparte zu verfahren Willens sei, zeigte ' er unter andern dadurch, daß er ohne weiteres das Herzogthum Piemont, das Hauptland des Königs von Sardinien, eines ihm ganz unschädlichen Mannes, mit Frankreich vereinigte und den unschuldigen König auf die Insel Sardinien beschränkte. Ueber-Haupt hielt er alles zu thun für erlaubt, wozu er die Macht hatte. Mit England brach nach kaum einjährigem Frieden im Mai 1803 der Krieg schon wieder aus. (Sitte Anzahl von französischen Handelsschiffen wurde von den wachsamen Engländern weggenommen. Bonaparte, um sich zu rächen,.schickte den General Mortier nach Hannover und ließ das Land wegnehmen. Vergebens beriefen sich die Einwohner darauf, daß sie ja nicht zu England gehörten, daß sie dem Könige von England nur als Kurfürsten von Hannover Unterthan seien und daß sie zum Kriege gegen Frankreich nichts beigetragen hätten. Dann sammelte er auch ein

5. Theil 4 - S. 252

1880 - Stuttgart : Heitz
252 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg. Der Charakter des Unterhändlers, sowie die Art und Weise seines Auftretens bewiesen, daß Rußland es auf einen Hauptschlag abgesehen hatte. Der Fürst, ein Moskowite vom Wirbel bis zur Zehe, reiste in den ersten Tagen des Februar von Odessa ab, nachdem er über ein dort zusammengezogenes Armeecorps und später über die bei Sebastopol vereinte Flotte des schwarzen Meeres Revue abgehalten hatte, und langte am 28. Februar in Constantinopel an, von der gesammten griechischen Bevölkerung mit Jubel empfangen. Unter den niedern Classen hatte sich das Gerücht verbreitet, der Fürst werde mit den Griechen von Constantinopel das nächste Osterfest in der St. Sophienkirche feiern, und auch unter der übrigen Bevölkerung herrschte eine zum Theil durch alte Prophezeiungen geweckte Aufregung, welche der türkischen Regierung nicht gleichgültig bleiben konnte, um so weniger, als das Benehmen Menschikows darauf angelegt schien, Conflicte herbeizuführen. Nachdem er dem Großwesir den gewöhnlichen Besuch gemacht, weigerte er sich, dieselbe Höflichkeit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Fnad Effendi, der, der Etikette gemäß, jetzt an der Reihe gewesen wäre, zu erweisen, unter dem Vorwande, daß Rußland besondere Beschwerdegründe gegen diesen Minister habe. Das Abtreten desselben war der erste Beweis von Nachgiebigkeit Seitens der Pforte. Inzwischen war einer der russischen Beschwerdepunkte — Montenegro betreffend — bereits durch die Dazwischenknnft des Grafen Leiningen erledigt worden und blieb also nur die Frage wegen der „heiligen Stätten" übrig. Die „heiligen Stätten" sind Kirchen, die an den Orten, wo die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Christi ihren Schauplatz fanden, erbaut wurden und der Streit um dieselben berührt weniger die Türken, als die beiden rivalisirenden Zweige der katholischen Kirche, die römische und die griechische, von welchen erstere sich des französischen, letztere sich des russischen Schutzes erfreute. Die französischen Ansprüche' datiren von einer zwischen Franz I. und Snleiman dem Prächtigen abgeschlossenen Convention von 1640, welche die Rückgabe der heiligen Stätten an die Franzosen anordnete; die griechischen beruhen auf Documenten von zweifelhafter Echtheit. Welche Orte speciell jeder Kirche gehören, ist leider nirgends gesagt und es entstanden daher über die Einzelheiten des Besitzstandes fortwährend Streitigkeiten, namentlich seit

6. Theil 4 - S. 254

1880 - Stuttgart : Heitz
Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg. Unabhängigkeit des türkischen Reichs, worüber außerdem Baron Brnnnow in London die bündigsten Versicherungen gab, unterstützte die Forderungen Rußlands. Bald jedoch sollte sich die Tragweite der russischen Pläne enthüllen, für deren Durchsetzung es in der allgemeinen Lage Europas eine verführerische Verlockung gefunden hatte. Kaiser Nikolaus rechnete auf Mitwirkung der deutschen Höfe und hielt die Abneigung Englands und Frankreichs für unüberwindlich, wie sich aus seiner Unterhaltung mit dem englischen Gesandten in London, Lord Seymonr, ergab. Eben glaubte man die Frage wegen der heiligen Stätten geregelt zu haben, als Fürst Menschikow mit einer neuen Forderung hervortrat, welche jener eine ganz unerwartete Bedeutung gab. Er forderte nämlich als Bürgschaft für die Zukunft eine förmlich ausgesprochene Verpflichtung der Pforte, wodurch diese, der Sache nach, ihre christlichen Unterthanen unter die Herrschaft des Ezaren gestellt hätte. Rußland war sich gar wohl bewußt , welche ausschweifende Forderung es stellte, weshalb es seine Verhandlungen mit der Pforte in das strengste Geheimniß hüllte und ihr für die Erfüllung nur eine kurze Frist von fünf Tagen bewilligte. Aber die Pforte war auf ihrer Hut. Obwohl sie im Wesentlichen die Forderungen Rußlands genehmigte, verweigerte sie doch die verlangte Form des Seneds (Vertrages), durch welchen sie gewissermaßen ihre Abdankung besiegelt haben würde. Zugleich ging eine Ministerveränderung im antirussischen Sinne vor sich, und was die Hauptsache — Lord Stratford de Red-cliffe war wieder in Constantinopel eingetroffen, um durch seine Rathschläge der Pforte Muth einzuflößen. Der russische Unterhändler ließ nunmehr zwar etwas von der Strenge seiner Forderung nach, da aber die Pforte auch hierauf nicht einging, verließ Fürst Menschikow am 21. Mai mit dem russischen Gesandtschaftspersonal Constantinopel. Indeß schritt Rußland noch nicht zum Aeußersten; vielmehr stellte es eine nochmalige Frist, nach deren fruchtlosem Verlauf es die Douaufürsteuthümer zu besetzen drohte. Diese Drohung ward auch in Vollzug gesetzt, und obenein nahm Rußland, da die beiden Westmächte erschreckt durch sein Vorgehen sich vereinigt hatten, ihre Flotten nach dem Eingang der Dardanellen zu schicken, die Miene an, als sei es nun selbst der angegriffene Theil.

7. Theil 4 - S. 273

1880 - Stuttgart : Heitz
Neuenburger Angelegenheit. 273 Der Schweizerbund hatte Neuenburg als republikauisirten Canton in die Eidgenossenschaft aufgenommen, Preußen aber gegen die Reiche 1032 unter die Lehnshoheit des deutschen Kaisers Konrad Ii. Kaiser Friedrich I. belieh Ulrich Iii. von Neuenburg mit mehreren anderen Landestheilen, von denen 1218 ein Theil gegen das Val Travers vertauscht ward, welches dem Grafen von Chalons lehnspflichtig war. Graf Johann von Chalons erhielt das ganze Neuenburger Gebiet von seinem Schwager, Kaiser Rudolph von Habsburg, zu Lehen und übertrug es als Afterlehen an Rolin von Neuenburg (1288), und zwar (1311) als erblich nach burgundischrm Recht, wodurch auch das weibliche Geschlecht successionsfähig wird. So kam Neufchatel an Graf Konrad von Freiburg. Dieser schloß, sowie auch Seitens der Stadt Neuenburg geschah, ein „Bürgerrecht" mit Bern, welches dieses unter and ernt zum Schiedsrichter beider Theile für vorkommende Streitigkeiten machte. Nach dem Erlöschen der Freiburge ward Neuenburg Eigenthum der Grafen von Hochberg. Der Widerspruch des Hauses Chalons dagegen kam nicht zur Geltung, und als auch die Hochberge in der männlichen Descendenz erloschen, brachte 1503 die Erbtochter, Johanne, Neuenburg an Ludwig von Orleans, Herzog von Longueville, und eine Descen-dentin derselben, Maria, vereinigte 1579 die an Neuenburg lehnbare und ihr verpfändete Grafschaft Valengin mit Neuenburg. Die Familie Orleans-Longueville erlosch 1707. Es meldeten sich damals 15 Bewerber, worunter indessen kein naher Verwandter; die Ansprüche gründeten sich vielmehr aus entfernte Verwandtschaften aus dem Hause Chalons oder mit jenem von Orleans-Longueville. Zu den Prätensionen erster Art gehörten auch die des Königs Friedrich I. von Preußen. Diesem, seinem Vetter, (Vaters Schwester Sohn), hatte nämlich Wilhelm Iii. von Oranten, seit 1688 König von England und Erbe des Hauses Chalons, seine Anrechte abgetreten, und da deren Geltendmachung in den großen spanischen Successionskrieg fiel, so ward sie ihm durch einen Vertrag mit dem Kaiser, der Königin von England, den Generalstaaten und dem Herzoge von Savoyen vom 28. November 1704 gewährleistet. Zugesprochen aber erhielt Preußen die Erbschaft und Regierung erst durch einen Schiedsspruch des höchsten Landgerichts; Trois-Etats von Neuenburg vom 3. November 1707, denn dieses war seit lange als inappellables Forum über alle Thronstreitigkeiten Neuenburgs und Valengins anerkannt. Ludwig Xiv. erkannte endlich im Utrechter Frieden Preußens Besitz an, den er lange streitig gemacht hatte. So waren die Könige von Preußen Landesherren von Neuenburg und Valengin, und dieses Fürflenthum war seinerseits mit Bern, Freiburg, Solothurn und Luzern „verburgrechtet", d. H. diese vier Cantone hatten Neuenburg und Valengin zu schützen, aber sie waren zugleich Schiedsrichter zwischen denselben und dem Landesherrn. Der 15. Februar 1806 überwies das Fürstenthum Neuenburg an Napoleon, der 30. März als volle Souverainetät an General Berthier, der Befreiungskrieg gab es wieder an Preußen. König Friedrich Wilhelm Iii. verlieh ihm am 18. Juni 1814 eine Constitution; die Wiener Congreßacte fügte es am 18. April 1815 als 21. Canton der „neutralen Schweizer Eidgenossenschaft" zu und brachte damit das Recht des Königs unter die Gewalt der jeweiligen Machthaber in der Schweiz. — Neuenburg stellte 960 Mann zum Bundesheere der Schweiz und 400 Mann Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 18

8. Theil 4 - S. 188

1880 - Stuttgart : Heitz
188 Neueste Geschichte. 2. Periode. Preußen. hinzu: „Unsere getreuen Stände können in vollem Maße unfern Absichten über die Institution der Landtage vertrauen." Solches „Vertrauen" aber entsprach den Gesinnungen der ra-dicalen Partei keineswegs; nach kurzer Zeit erschien in Königsberg die Schrift eines jüdischen Arztes Jacoby: „Vier Fragen," worin mit fcharfer Sprache die Einführung von „Generalständen" für die ganze Monarchie als ein Recht des Volks dargestellt wurde, welches dasselbe mit aller Entschiedenheit in Anspruch nehmen müsse. Diese Schrift gab den Anlaß zu einer großen Bewegung in allen Theilen der Monarchie, indem ein großer Theil der gebildeten Classen sich von der Wahrheit jener Ausführung überzeugt hielt, und besonders in Königsberg, Berlin und Breslau auch von den städtischen Behörden der Wunsch nach der Einrichtung einer allgemeinen Landesvertretung bald sehr laut ausgesprochen wurde. Auch bei den bald darauf zufammenberufenen Provinziallandtagen, deren weitere Entwickelung dem König, wie die ihnen gemachten Vorlagen bewiesen, aufrichtig am Herzen lag, trat in Preußen, am Rhein und besonders in-Schlesien, ein ungestümes Drängen nach durchgreifenden Aenderungen hervor, welches der König hier und da mit entschiedenen Worten in bescheidenere Schranken zurückwies. Einzelnen Wünschen verhieß er jedoch eine nahe Erfüllung, und milderte besonders in Bezug auf die Presse die bisherige Strenge. Bei der Grundsteinlegung zur Wiederaufnahme des feit drei Jahrhunderten unterbrochenen Dombaues in Cöln fand der König auch Gelegenheit, feine Begeisterung für die Idee der deutschen Einheit in beredten Worten kund zu geben, welche weithin in Deutschland Wiederhall fanden. Auch versuchte er es, gemeinsam mit Oestreich Einrichtungen beim deutschen Bunde zu treffen, welche jener Idee mehr entsprächen; doch trat hiervon kein Erfolg zu Tage. Im Jahre 1844 geschah in Preußen ein hier bisher unerhörtes Verbrechen, ein Mordversuch auf die Person des Königs. Am 26. Juli, als Friedrich Wilhelm eben mit feiner Gemahlin in den Wagen stieg, um eine Reife nach Schlesien anzutreten, schoß ein ehemaliger Bürgermeister, Tfchech, ein Doppelpistol auf den König ab. Die Schüsse gingen durch die Kleider des Königs in den Wagen, aber die Vorsehung hatte über das Leben desselben gewacht: er war unverletzt. Kaum war die Wuth der Umstehenden zu bezähmen, daß sie nicht fofort ein Strafgericht über den Missethäter ergehen ließen. Bei der Untersuchung ergab sich, daß

9. Theil 4 - S. 382

1880 - Stuttgart : Heitz
382 Neueste Geschichte. 3. Periode. tung erhob sich gegen das seit 1855 bestehende Concordat. So lange dieser die Macht der römischen Kirche begünstigende Vertrag Geltung hatte, schien eine Neugestaltung der Staatsverhältnisse nicht möglich zu sein. Schon 1867 wurde ein Antrag auf die Aushebung desselben im Reichstage gestellt; er wurde zwar abgelehnt, aber im nächsten Jahre drei konfessionelle Gesetze festgestellt, welche dem Staate die Leitung des Schulwesens übertrugen, die Civilehe gestatteten und die Rechte der verschiedenen Religionsverwandten ordneten. Die Geistlichkeit, deren Befugnisse dadurch sehr eingeschränkt wurden, widersprach, aber vergeblich. Was nun vom Concordate noch Htlmg war, wurde nach der Annahme der päpstlichen Unfehlbarkeit im Jahre 1870 als durch dieselbe für aufgehoben erklärt, weil das persönliche Wesen des Papstes und seine Gewalt nun nicht mehr die nämliche sei, wie zur Zeit der Abschließung des Concordates. Daß diese kirchlichen Kämpfe in Oestreich das Volksleben tief bewegten, war bei dem großen Anhange, der sich um den Klerus schaarte, leicht verständlich. Die Gegenpartei aber beutete alles aus, was zur Schwächung des clericalen Ansehns diente. Einer der schlimmsten Vorfälle dieser Art war die Entdeckung der an einer Nonne, Barbara Ubryk, verübten Grausamkeit. Diese Unglückliche war wegen eines Vergehens gegen die klösterliche Zucht 1848 im Kloster der Karmeliterinnen zu Krakau in den Kerker geworfen worden und schmachtete nun in demselben bereits 21 Jahre, hülflos und vergessen. Auf eine namenlose Anzeige wurden Nachsuchuugen angestellt; man fand sie wahnsinnig, in bedauernswerter Blöße, in finstrer Zelle auf altem Stroh. Diese unmenschliche Härte erregte einen Sturm von Unwillen und Zorn. Ein Prozeß gegen die Aebtissin und den Beichtvater des Klosters wurde eingeleitet, nicht lange darauf jedoch eingestellt. Aber das Ministerium beschränkte durch eine Verordnung die Straf-gewalt der geistlichen Behörde über Mönche und Nonnen. Wichtig in Beziehung auf äußere Verhältnisse war der Condolenzbesuch, welchen Napoleon Iii. mit seiner Gemahlin nach dem unglücklichen Ende Maximilians von Mexico dem östreichischen Kaiserpaar in Salzburg abstattete, August 1867. . Wahrscheinlich sollte zugleich der Versuch eines Bündnisses gegen Preußen gemacht werden, doch ging Oestreich daraus nicht ein. Im October 1869 ereignete sich ein Aufstand in Dalmatien gegen die dortige Einführung des neuen Militärgesetzes. Er konnte nur mit Waffengewalt unterdrückt werden. —

10. Theil 4 - S. 436

1880 - Stuttgart : Heitz
436 Neueste Geschichte. 3. Periode. Rechtsordnung des Staates und den Befugnissen der Kirche festgestellt werden. Das Streben der Regierungen, diese Abgrenzung zu finden und zu sichern — dem gegenüber der Widerstand der Hierarchie gegen eine solche Regulirung — diese Gegensätze haben den Streit hervorgerufen, für welchen die Bezeichnung Culturkampf üblich geworden ist. An eine Verfolgung der Kirche und ihres Glaubens ist dabei nicht gedacht worden. Unleugbar ist dieselbe in große Bedrängnisse gerathen, allein diese Nothstände haben ihre Ursachen nur in dem Widerstande der Priesterschaft gegen die Staatsgewalt; sie würden mit dem Aufhören dieses Widerstandes von selbst wieder verschwinden. Am lebhaftesten und in der entschiedensten Weise ist der Culturkampf in Deutschland, in der Schweiz und in Italien geführt worden. In Deutschland herrschte im ersten Drittel des gegenwärtigen Jahrhunderts in der katholischen Bevölkerung eine friedliche Kirchlichkeit, welcher auch die Geistlichkeit in ihrer Mehrzahl sich anschloß. Die deutschen Katholiken waren auch in jenen Tagen ihrer Kirche und der Uebung des religiösen Bekenntnisses in voller Treue zugethan, aber jene straffe Spannung des kirchlichen Lebens, wie sie sich späterhin gestaltet hat, war nicht vorhanden. Es waltete ein verträglicher Sinn, welcher im Verkehr mit den Andersgläubigen sehr freundliche Verhältnisse zuließ, nicht selten sogar hervorrief, und welchem der Gedanke an einen Zwiespalt oder wohl gar an einen Kampf mit der weltlichen Obrigkeit und den Ordnungen der Staatsgewalt nicht nahe kam. Dieser friedliche Geist zog sich allmählich zurück, eine stark ultramontane Haltung des Klerus und mit ihr auch oppositionelle Regungen wurden fühlbar, noch aber rief das Verfahren der preußischen Regierung gegen die Erzbischöfe von Cöln und von Posen (siehe S. 184) ein schreckbares Aufsehen hervor, als diese Kirchenfürsten in Festungshaft abgeführt wurden, weil sie sich weigerten, den Anforderungen eines Staatsgesetzes zu genügen. Mit dem kurze Zeit darauf, 1840, eintretenden Thronwechsel in Preußen wurde das energische Verfahren gegen die bischöfliche Opposition wieder eingestellt. König Friedrich Wilhelm Iv. gewährte der katholischen Kirche große Nachsicht; für die Angelegenheiten dieser Kirche wurde im Cultusministerium eine besondere katholische Abtheilung gegründet. Nirgends wohl erfreute sich das römische Kirchenwesen einer so unabhängigen Bewegung wie im preußischen Staate.
   bis 10 von 34 weiter»  »»
34 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 34 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 1
5 3
6 0
7 0
8 0
9 0
10 19
11 0
12 3
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 8
21 0
22 0
23 1
24 0
25 9
26 8
27 6
28 0
29 0
30 0
31 2
32 0
33 1
34 5
35 2
36 0
37 14
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 1
45 8
46 1
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 2
8 7
9 1
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 3
16 2
17 14
18 0
19 0
20 2
21 0
22 0
23 1
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 1
31 0
32 1
33 0
34 1
35 0
36 0
37 0
38 1
39 3
40 0
41 7
42 2
43 2
44 1
45 7
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 4
53 0
54 1
55 4
56 4
57 0
58 3
59 0
60 5
61 0
62 0
63 9
64 1
65 0
66 1
67 0
68 16
69 5
70 0
71 3
72 0
73 0
74 2
75 0
76 1
77 1
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 3
87 1
88 2
89 0
90 0
91 0
92 13
93 0
94 6
95 0
96 1
97 2
98 8
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 57
1 11
2 75
3 23
4 33
5 14
6 42
7 57
8 12
9 67
10 20
11 7
12 45
13 20
14 8
15 14
16 57
17 26
18 11
19 13
20 8
21 20
22 20
23 7
24 15
25 23
26 94
27 28
28 12
29 14
30 53
31 15
32 12
33 394
34 29
35 22
36 35
37 16
38 3
39 44
40 45
41 10
42 27
43 90
44 12
45 11
46 20
47 18
48 27
49 134
50 108
51 117
52 17
53 11
54 28
55 23
56 14
57 4
58 50
59 638
60 3
61 34
62 34
63 9
64 41
65 124
66 3
67 80
68 24
69 0
70 2
71 40
72 21
73 156
74 17
75 53
76 15
77 46
78 3
79 21
80 14
81 515
82 13
83 15
84 11
85 35
86 5
87 21
88 92
89 23
90 7
91 74
92 0
93 11
94 40
95 14
96 56
97 30
98 37
99 8
100 340
101 2
102 169
103 51
104 5
105 2
106 32
107 11
108 10
109 16
110 17
111 63
112 50
113 12
114 9
115 25
116 132
117 9
118 15
119 19
120 25
121 113
122 7
123 46
124 45
125 24
126 16
127 32
128 25
129 53
130 0
131 147
132 20
133 10
134 12
135 1
136 185
137 5
138 2
139 14
140 70
141 33
142 43
143 212
144 15
145 13
146 23
147 11
148 26
149 2
150 44
151 26
152 109
153 10
154 12
155 52
156 90
157 17
158 38
159 6
160 9
161 33
162 19
163 37
164 8
165 7
166 83
167 12
168 19
169 44
170 12
171 31
172 82
173 168
174 12
175 276
176 60
177 267
178 21
179 79
180 8
181 48
182 257
183 196
184 50
185 5
186 20
187 20
188 10
189 16
190 36
191 32
192 18
193 26
194 16
195 14
196 179
197 41
198 36
199 29